Ich ignorierte den älteren einfach konsequent und führte meinen Hengst aus dem Stall. Über die Vibrationen seiner Hufe auf dem Boden, konnte ich mich zurechtfinden, er war quasi wie ein blindenhund für mich. Vor dem Stall warteten meine Eltern, Giselle und ein paar Bedienstete bereits auf ihren Pferden weshalb ich aufstieg und darauf wartete, dass wir los gingen. Mein Vater würde vorraus reiten so lief das eben. War mir auch egal, solange ich reiten konnte.

Mir wurde in fünf knappen Sätzen erklärt, wie ich diese massive Tier unter mir steuern sollte. Die Waden zusammendrücken, um es in Bewegung zu setzen. Zügel zum lenken und so weiter und sofort. Definitiv zu wenig, um zu verstehen, wie man ritt. Aber besser als nichts. Ich drückte meine Beine etwas zusammen und schloss so zu dem Rest der Gruppe auf. Das Pferd schien eh zu den anderen laufen zu wollen. Das würde das Ganze sehr viel leichter machen. Als wir schließlich alle versammelt waren, ritt der König ohne ein weiteres Wort zu verschwenden los. Ich musste meinem Pferd nicht mal den Impuls geben. Das lief ganz von selbst hinterher, weshalb ich ihm einmal lobend den Hals tätschelte. Das hatte mir auch irgendwer erklärt. Vor allem als wir das Tempo anzogen, fühlte ich mich allerdings immer Unwohler auf diesem Ungetüm. Nicht dass es sich nicht benahm. Es war nur wirklich ungewohnt und schnell, sodass ich garnicht bemerkte wie die Zeit verging.

Offenbar schien sich Dabi nicht alzu dumm anzustellen, zumindestens bekam ich nichts auffälliges von ihm mit, trotzdem ritt ich leicht vor ihm, einfach um ihm aus dem Weg zugehen. Meine Mutter ließ sich etwas zu mir zurück zufallen scheinbar um mir was mitzuteilen. "Schätzchen, dass mit deinen Füßen ist wirklich ungünstig aber dein Vater und ich haben eine tolle Hütte für euch beide herrichten lassen, die habt ihr ganz für euch allein und wir reiten dann heute noch zurück. Vielleicht schweißt euch das ja ein wenig zusammen. Hätte ich ihr darauf geantwortet hätte ich sie vermutlich angedchrien, weshalb ich mich zurück hielt. Klar nichts lieber würde ich tun, als einen Abend und eine Nacht mit ihm zu verbringen. "Mom, bitte können wir nicht...." ich verstummte als mein Vater ankündigte, dass wir da waren und brachte mein Pferd unzufrieden zum stehen.

Ich bekam von deren Gespräch rein garnichts mit. Ich war viel zu fixiert auf das Pferd vor mir, welches ich unter allen Umständen versuchte nicht gegen die anderen zu lenken, als diese auf einmal stehen blieben. Wir blieben stehen? Mein schmerzender Hintern deutete darauf hin, dass wir mehrere Stunden unterwegs gewesen waren. Aber hier sah rein garnichts vertraut aus. Seine Mutter kündigte den Plan, dass wir beide in dieser Hütte bleiben würden, jetzt noch einmal laut genug an, dass auch ich das mitbekam. Eine ganze Nacht lang? Nur wir beide? Irgendwer war morgen schwerstverletzt oder traumatisiert. Da konnte mir niemand etwas anderes erzählen. Aber Weiterreisen würde ich heute definitiv nicht. Ich ließ mich von dem Pferd rutschen und machte dieses neben Gabriels fest. „Lasst mich raten. Es wäre nicht romantisch genug, wenn jeder sein eigenes Bett hätte?“, witzelte ich trocken und wanderte langsam auf besagte Hütte zu.

Ich schnaubte nur leise als ich seine Worte hörte und drehte den Kopf in seine Richtung. "Ich weiß nicht, ich kann ja nix sehen, also wirst du es mir sagen müssen." Gab ich trocken zurück und hielt ihm genervt die Hand hin. Der Arsch sollte mich gefälligst reinbringen, wenn er mir schon die Füße verbrannte. Natürlich war das nicht eine einfache Hütte sondern sehr luxuriös für ein Haus mitten im Wald. Meine Mutter verabschiedete sich noch, bevor sie wieder mit den anderen davon ritten.

Ich griff einfach seine Hand. Zu seinem Glück waren meine handinnenflächen zwar rau vom ganzen Training und der Hitze, der sie standhalten mussten, aber ansonsten unversehrt. Er hatte ja noch absolut keine Ahnung wie ich eigentlich aussah.. auch mal eine angenehme Abwechslung. „Hättest du mir ohne die Verletzungen jetzt schon sagen können, wie viele Betten wir haben?“, fragte ich ein wenig neugierig nach, während ich ihn durch die Haustür führte. Die Hütte war von innen noch viel geräumiger, als ich das von draußen geglaubt hatte. Aber genau ein Bad und ein Schlafzimmer mit einem Bett. Großartig. Wie dicht sollten wir uns denn noch auf die Pelle rücken. Ich brachte ihn erstmal ins Schlafzimmer, falls er sich was anderes anziehen wollte. Ich wollte duschen und unbedingt aus diesen reitklamogten raus.

Ich ließ mich schweigend von ihm ins Haus führen und grummelte leise. "Hätte ich gekonnt ja." Gab ich noch einwenig pissig von mir und ließ seine Hand los, da ich nun eine wand greifen konnte. Es gab ein Bad. Ich brauchte jetzt dringend eine Dusche. Ohne ein wort zu ihm zu sagen verschwand ich in dem Bad, suchte mir ein Handtuch, welches ich mir zurecht legte. Ich zog mir meine Kleidung aus und stieg dann vorsichtig in die Dusche, ich wollte mit meinen kaputten Füßen nicht noch unbedingt hinfallen.

Er sagte mir nicht wohin er ging. Aber wir schienen den selben Plan gehabt zu haben. Wir würden bald heiraten. Er hätte schon nichts dagegen, wenn ich gleich einfach dazukam. Ich würde ihn sicher nicht vor meine eigenen Bedürfnisse stellen und ich wollte nicht weiter nach Pferd stinken. Ich schüttelte genervt den Kopf, wurde meine Klamotten los und folgte ihm dann stumm ins Bad. Ich schlich nicht oder so. Wir wurden darauf trainiert zu geräuschlosen Killern heran zu wachsen, also machte ich für gewöhnlich keinen Lärm beim laufen. Ohne mich anzukündigen, weil ich vermutete, dass er sich irgendwie an der wand festhielt und mich eh kommen sah, stieg ich einfach zu ihm unter die warme Dusche. Lang nicht warm genug für mich, aber ich würde das Wasser auf meiner Haut einfach noch ein wenig erhitzen. Dann würde er nicht anfangen rum zu weinen.

Ich hörte ihn schon, als er das Zimmer betrat und war erst skeptisch, sagte aber erst etwas, als er ganz dreist mit rein kam. "Was willst du hier? Nur weil wir bald heiraten, heißt es nicht, dass du mir auf die pelle rücken darfst." Schnaubte ich nur, eine hand weiterhin an der Wand um zu sehen, was er tat.

Ich zuckte nur etwas gelangweilt mit den Schultern. „Ich hatte nicht vor dich in der Dusche zu betatschen. Hoff bloß nicht. Ich rieche nach Pferd und habe seit gestern morgen nicht geduscht. Was mache ich wohl hier?“, brummte ich sarkastisch zurück und griff an ihm vorbei nach Seife, die für uns bereitgelegt worden war. Meine Haut brauchte eigentlich etwas andere umsorgung.. ich unterdrückte ein genervtes seufzen. Zum Glück war das schon abgeheilt. Vor einigen Jahren hatte ich die Haut jeden Abend mit so einer Creme behandeln müssen. Sowas hatten die hier sicher nicht. Also würde ich es heute einfach riskieren und mir morgen Seife für Brandnarben im Palast besorgen lassen.

Ich schnaubte nur angeekelt. Klar, darauf hoffte ich sicher nicht. "Hättest du ein wenig Respekt, hättest du auch ein paar Minuten warten können, bis ich fertig bin. " gab ich zurück und wollte nach der Seife greifen, die schien er aber gerade zu benutzen. Die Tatsache, dass wir beide keine Klamotten trugen änderte aus meiner Perspektive nichts, es ging mir einfach um seine Person, die sich respektlos mir gegenüber verhielt und darum, dass ich ihm auch eigentlich nicht so dicht sein wollte. Das gehörte sich einfach nicht, wir kannten uns ja fast garnicht.

Ich hob nur leicht die Augenbrauen, als er mir irgendwas von Respekt erzählen wollte. „Uh-uh. Shush. Wir schlafen gleich in einem Bett. Das hier, ist gar nichts. In ein paar Tagen sind wir verheiratet. Ab dann muss ich dich als meinen Mann respektieren…“, vor zwei Tagen hätte ich niemals geglaubt diese Worte jemals in den Mund nehmen zu müssen. Ich massierte mir etwas die Schläfen, sagte aber nichts weiter und begann mich stattdessen mit der Seife zu waschen, wobei ich ihn ein wenig musterte. Er versteckte sich ja immer in seinen weißen Klamotten, die ihn unfassbar unschuldig aussehen ließen. Aber auch so wirkte sein Körper so… seltsam makellos. Ich sah einen Moment lang an mir herab und stieß ein belustigtes schnauben aus, ehe ich die Seife zurücklegte und dabei leicht seinen Arm streifte, damit er merkte, was ich tat. Er hatte vorhin zumindest voll ins leere gegriffen. „Was von dem ganzen… Zeug soll Shampoo darstellen?“

Ich schnaubte nur empört, als er mich zum Schweigen brachte und wartete ab, dass er fertig war. "Kein Grund in meine Privatsphäre einzudringen." Grummelte ich nur und merkte, dass er die Seife zurück legte, als er meinen Arm streifte. Ob es Absicht war oder nicht wusste ich nicht. Auf seine Frage hin drehte ich mich zu dem kleinen Regal und begann die Flaschen zu betasten, ich hatte von klein auf gelernt welche sich wie anfühlen. "Wie sind deine Haare denn? Trocken? Hell? Dunkel?" Fragte ich währenddessen, da wir hier tatsächlich für jeden Haartypen etwas hatten.

„Deine Privatsphäre gehört mir und meine gehört dir. Wir hocken ab jetzt auf einander oder hast du das immer noch nicht begriffen?“, erwiderte ich nur langsam ein wenig genervt und sah ihm dabei zu, wie er begann die Flaschen abzutasten. Als er mir allerlei Fragen zu meinen Haaren stellte, blinzelte ich nur leicht. „Uhm… schwarz? Also dunkel denke ich?“, was bedeutete denn trocken? Also sie hingen mir bereits wegen des Wassers ins Gesicht. Ich schnaubte leise, griff nach seinem Handgelenk und führte seine Hand in meine Haare. „Keine Ahnung. Fühl und gib mir einfach das, was du denkst, passt“, brummte ich planlos.

"Nur weil ich dich heiraten muss, muss ich mich nicht wie dein Partner verhalten, wir müssen nur gemeinsam Regieren nicht gemeinsam duschen." Gab ich schnippisch zurück, da ich das ganz anders als er sah. Als er ohne Vorwarnung meine Hand griff zuckte ich kurz zurück, da hatte ich schon seine Haare in der Hand. Nachdenklich drehte ich mich zu ihm zurück und fasste mit der anderen Hand ebenfalls in seine Haare. Ob sie dunkel waren oder nicht konnte ich nicht erfühlen, aber das hatte er mir ja zum glück bereits gesagt. Hm die waren weich, nicht wirklich trocken, vielleicht etwas kaputt an den Spitzen. Ich drehte mich wieder um und zog eine Flasche raus welche ich ihm ohne ein Wort reichte. Stattdessen nahm ich mir nur die Seife und begann vorsichtig mich zu waschen, denn solange ich keine Hand an der Wand hatte, hatte ich keine Orientierung.