Ich schnaubte fast schon belustigt, als er mir seinen „Namen“ verriet und zuckte dann einfach kurz mit den Schultern. Meinetwegen. Dann heiß er eben Angel. Ob ich ihn für das Gespräch bezahlte? „Du solltest eigentlich den Fakt, dass du noch alle Gliedmaßen besitzt als Bezahlung sehen, aber mh meinetwegen“, ich griff in meine Tasche, wühlte ein wenig in dieser herum und drückte ihm dann einen knittrigen 100$ Schein in die Hand, als wäre das nichts. „Wie viele Minuten bekomm ich dafür?“, das klang beinahe wie ein Witz, aber irgendwie vergriff ich mich jedes Mal im Ton. Nicht dass mich das grade großartig interessieren würde. „Mh wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, dass ich in ungefähr fünf Minuten weg bin. Der Schlüssel ist in meiner Hosentasche. Weck mich nicht, wenn ich einschlafe und berühr mich so wenig wie möglich“, gab ich ihm dann sehr knappe und ungenaue Zusammenfassung von Dingen die sehr dumm wären zu tun.

Ich versuchte einfach nicht zu lange über die Aussage nachzudenken, er wirkte nämlich um ehrlich zu sein wie jemand der das ernst meinte. Als ich auf einmal einen 100er in der Hand hielt starrte ich kurz recht schockiert darauf. So viel verdiente ich normalerweise nach 3 Auftritten. Er drückte mir das einfach so in die Hand? Durfte ich das echt behalten? Ich sah ihn verblüfft an und schob den Schein langsam in meine Jackentasche. Na da würde ich nicht nein sagen. Ich hörte ihm einfach nur weiter zu, also wären es vermutlich wirklich so ne Art Medikamente gewesen, die er genommen hatte. "Willst du denn echt hier auf dem Klo schlafen?" fragte ich nur nachdem er mir gesagt hatte wo der Schlüssel war. Er schien ja Geld zu haben, warum ging er nicht nach Hause in sein Bett? Naja es konnte mir egal sein aber der Kerl hatte Geld, vielleicht konnte ich ihn mir zum 'Freund' machen, das wäre definitiv lokrativ.

Ich grinste bei seinem überraschten Blick nur kurz. Oder zumindest fühlte mein Gesicht sich so an, als würde ich grinsen. Jetzt half auch langsam die Zigarette nicht mehr. Bei seiner Frage hob ich nur nur etwas belustigt die Augenbrauen. „Ich hab nicht wirklich ne Wahl, Engelchen. Durch den Raum voller Menschen komm ich ohne Tablette nicht, ohne dass jemand stirbt und sobald ich eine genommen hab, hab ich ungefähr fünf Minuten bevor alles runterfährt. Jetzt also noch eine“, ich schlief nicht jedesmal ein. Aber ne halbe Stunde saß ich mindestens apathisch irgendwo rum. Der Coach meinte, dass das besser wäre als verletzte und würde ich die Tabletten nicht nehmen, würde ich schon längst im Gefängnis sitzen. Wir hatten irgendeinen Deal ausgehandelt, dass ich, solang wie ich diese Tabletten nahm, frei durch die Gegend laufen und vor allem spielen durfte. Das war es mir wert.

Ich schmunzelte nur leicht, da hatte ich mir wohl einen von der ganz abgefuckten Sorte geangelt. "Man kann hier super aus dem Fenster klettern. Du machst doch irgendeinen Sport, das sollte doch kein Problem für dich sein. Na komm ich helf dir." meinte ich nur und kletterte mit einen Fuß aufs Fensterbrett, öffnete das Fenster und sah raus. Jup Hier konnte ich ja sogar selbst gut raus und mir dann ein Taxi rufen. Ich hatte dafür gerade noch genug Bargeld dabei.

Ich wurde nicht gern bemuttert, aber die Medikamente unterdrückten grade jeglichen Drang dem Kleineren dafür die Kehle aufzuschlitzen. „Sicher mach ich Sport. Aber ich hab noch ungefähr ne Minute, in der ich mehr oder weniger bei Bewusstsein bin. Das ist keine kluge Idee“, kommentierte ich sein Unternehmen nur mit einem gleichgültigen Tonfall. Wir waren im zweiten Stock. Ich kletterte andauernd an Gebäuden herum, aber normalerweise war das mitten in der Nacht, damit niemandem auffiel, dass ich sober war. Jetzt grade war es für mich ein Akt mich überhaupt von der Toilette auf die Beine zu stemmen. Aber zurück nach Hause zu kommen, wäre wohl doch eine gute Idee. „Ich frag einen meiner Teammates ob der mich stützt. Ich bin vermutlich schneller unten als du“, murmelte ich leise und tippte etwas auf meinem Handy herum, wobei meine vernarbten Hände zitterten. Andrew las meine Nachricht sofort und in dem Moment, in welchem ich die Badtür aufgeschlossen und mich aus dieser geschoben hatte, tauchte unten unter dem Fenster mein Zwillingsbruder auf, welcher den kleinen Stripper mit einer einfachen Bewegung aus dem Fenster sammelte und sich über die Schulter legte. Natürlich hatte ich ihn vor dem Messer gewarnt. Mir war es zwar egal ob er eine Narbe mehr kassierte oder nicht. Aber ich bräuchte jemanden, der mich durch die Gegend kutschierte, wenn ich meine Medikamente eingeworfen hatte. Natürlich ließ ich mir nicht von irgendwem helfen. Ich schlief etwa eine Stunde lang in dem Lounge-Raum und schlug Kevin - dem Teamcaptain - einmal kräftig ins Gesicht, als dieser versuchte mich zu wecken. Andrew brachte Angel währenddessen einfach zu uns nach Hause. Das Gespräch war noch nicht beendet gewesen und ich wollte ihm noch einige Fragen mehr stellen. Auf Kevins Einladung hin, ließ ich mich von diesem mit in sein Auto schleppen und machte mich auf der Rücksitzbank breit, ehe er mich zuhause vorbeifuhr. Wir lebten hier zu fünft. Aber Nicky, Kevin und Neil würden gleich weiterfeiern gehen. Was Andrew tat wusste niemand so genau und ich hatte eine Beschäftigung in meinem Zimmer rumsitzen. Ich schloss entspannt die Tür auf und ließ mich von einem der Jungs begrüßen, der in der Küche saß und scheinbar auf mich gewartet hatte, nur um mir zu sagen, dass Andrew, Angel auf meinem Bett abgelegt hatte.

Ich sah ihm nur kopfschüttelnd nach und wollte gerade aus dem Fenster klettern als mich Andrew bereits von draußen packte und mitnahm. Okay er wäre niemals so schnell da unten gewesen. Hatte ich irgendwas hier getrunken? Nein ich konnte also garnicht unter Drogen stehen. Dann musste es zwei von ihm geben.
Ich schlug den Kerl, welcher mich einfach davon schleppte mehrmals und versuchte an mein Messer ranzukommen, aber das funktionierte alles nicht.
Ich war irgendwann in einer echt geilen Bude in ein Zimmer gesperrt worden und hatte dort genervt gewartet bevor ich beschlossen hatte, dass ich heute sowieso nicht mehr arbeiten gehen konnte. Ich hatte mich also abgeschminkt und in dem Schrank nach Klamotten gewühlt die ich tragen konnte.
In dem seltsamen Trikot Oberteil und der Jogginghose sah ich quasi komplett anders aus, da ich ja jetzt auch kein Makeup mehr trug. Naja im Falle einer Vergewaltigung würde er mich im besten Fall jetzt sowieso nicht mehr attraktiv finden und dann hatte sich das. Meine Klamotten lagen ziemlich quer verteilt im Raum, so auch die Abschminktücher, ich hatte halt keinen Mülleimer gefunden. Mein Messer hielt ich in der Hand, bereit jemanden abzustechen wenn nötig.

Ich schob mich entspannt durch meine Zimmertür und sah auf den Jungen in meinem Bett herab, der sein Messer auf mich gerichtet hielt. Wenn Andrew und ich uns keine Mühe gaben, waren wir eigentlich sehr leicht zu unterscheiden. Seine Haut war nicht halb so zerstört wie meine, also trug er auch keine Armstulpen. Das Chaos in meinem Zimmer beachtete ich garnicht. Was mich eher interessierte war, dass er meine Klamotten trug. Mh immerhin wirkten die Medikamente, sonst wäre ich jetzt entweder wütend oder geil geworden… im Zweifel sogar beides. Ich verstand diesen Körper nicht wirklich. Ich schloss die Tür hinter mir und lief einfach direkt auf das Messer zu, ehe dieses nur noch wenige Zentimeter von meinem Bauch entfernt war und ich mich etwas zu ihm herabbeugen konnte. „Du hast Andrew kennengelernt“, bemerkte ich etwas belustigt. Auf Drogen wirkte ich ganz anders als vorhin in dieser komischen Zwischenphase. Ich ließ mich neben ihm auf mein Bett fallen und musterte ihn kurz. Ohne den ganzen Make-Up Unsinn gefiel er mir besser. Leuten wie Seth vermutlich aber eher nicht.

Ohne eine miene zu verziehen hielt ich das Messer weiter gegen seinen Bauch gerichtet, bevor er sich sowieso neben mich setzte und ich es seufzend auf den Boden fallen ließ. "Also hast du mir den Namen deines Zwillings genannt und nicht deinen eigenen." stellte ich fest da ich merkte, dass das der Typ war mit dem ich im Bad gesprochen hatte. Ich war ziemlich genervt, klar er hatte mir 100 Dollar gegeben aber ich hatte jetzt einen ganzen Abend dank ihm und seinem Bruder nicht arbeiten können. Das entschädigte das nicht. "Was willst du?" grummelte ich nur und musterte ihn genau. Man konnte die beiden bestimmt auseinander halten aber ich konnte es eben noch nicht, immerhin kannte ich ihn jetzt erst seit einer Stunde. Klar er war interessant und so aber ich mochte es nicht einfach entführt zu werden. Qer mochte das schon. "Deinetwegen, kann ich heute nicht mehr arbeiten und mein Boss wird safe auch sauer." fügte ich unzufrieden hinzu.

Ich grinste nur etwas unschuldig. „Ich war kurz davor zusammen zu brechen. Du musst mir verzeihen, dass ich nicht ganz ehrlich war, Engelchen“, ich streckte mich ein wenig und verschränkte meine bandagierten Arme dann hinter meinem Kopf. „Ich bin Aaron“, fügte ich dann einfach ehrlich hinzu. Ihn länger als nötig anzulügen wäre überflüssig. Warum also? „Gesellschaft. Es ist sehr kompliziert mein Interesse zu wecken, aber der Fakt, dass du den besten Freund meines Cousins abgestochen hast, ohne dich danach auch nur einmal umzusehen…“, mein grinsen wurde ein wenig düsterer, „sowas finde ich interessant.“ endete ich schließlich und griff im nächsten Moment einfach ruckartig nach seinem Kinn. Ich konnte diese plötzlichen Bewegungen nicht wirklich kontrollieren. Die kamen aber auch nur wegen der Medikamente. Mh mir sollte es recht sein. Ich zog sein Gesicht nur ruhig zu mir herunter und musterte ihn kurz. „Dann Zahl ich dir eben das, was du verdient hättest“, ich war gut darin zu sehen, ob jemand log und offensichtlich wartete ich grade darauf, dass er mir einen Betrag nannte.

Engelchen? Tch ich hieß Angel und nicht Engelchen. Ob er nun wirklich Aaron hieß oder nicht, kein Plan, wer mich einmal anlog konnte das mit Sicherheit auch ein zweites Mal. Als er irgendwas mit bester Freund seines Cousins laberte zuckte ich nur mit den Schultern. Ich kannte mich mit Verwandtschaftsverhältnissen nicht gut aus, ich kannte nur die Frau die mich produziert hatte und sich nicht meine Mutter nennen wollte. "Er wollte irgendwas mit mir machen was ich nicht wollte. Ich hab nein gesagt, er hat nicht drauf gehört, also hätte er es verdient." erklärte ich nur schulterzuckend. Viele Männer fanden mich interessant. Naja zwar eher in kurzen röckchen und an der stange als in oversize Sachen aber das war trotzdem irgendwie nix ungewöhnliches. Ich schob seine Hand von meinem Kinn mut einem grummelnden "Nicht anfassen!" da hatte ich meine Traumata und ich würde wohl durchdrehen wenn er mich länger berühren würde. "Also wenn das so ist hätte ich heute definitiv noch 300 Mäuse eingenommen." schmunzelte ich und machte somit kein Geheimnis daraus, dass das gelogen war. Der Kerl hatte doch Geld, sollte er nicht so geizig sein, wenn er schon meine Zeit verschwendete.

Ich grinste nur ein wenig amüsiert über seine Worte. Ich stimmte ihm da zu. Wenn der Typ nicht auf „nein“ hören konnte, verdiente er es nicht in meiner Gegenwart zu hören. Ich hätte ihn nur nicht abgestochen… also ich hätte ihn abgestochen, aber zuerst hätte ich ihm die Ohren abgeschlitzt. Schließlich konnte er ja nicht hören. Bei seinem aggressiven Kommentar, ließ ich nur leicht amüsiert von ihm ab. „Lügner“, ich verstand seinen Witz wohl grade einfach nicht. Ich war auch völlig high, es war gut wenn ich zumindest alles wörtlich verstand. „Ich geb dir dreihundert, wenn du zum Abendessen bleibst. Andrew bringt nachher was vom Asiaten mit“, bot ich ihm dann als Gegenangebot an. Ich verstand das wohl grade so, als würde er die dreihundert brauchen.

Ich zog meine Beine an meinen Körper und sah ihn dann schnaubend an. Was nannte er mich Lügner, natürlich verdiente ich keine 300 an einem Abend. Vermutlich war er einfach zu high um das zu raffen. Ich wünschte ich hätte Geld für so gute Drogen. Als er mir dann die 300 tatsächlich anbot sah ich ihn an als wäre er ein Einhorn. Er bezahlte mir 300 Dollar, dafür dass ich hier hockte und auch noch was zu essen bekam? Okay ja er war auf Drogen aber Hell yeah da war ich dabei. Ich lachte nur leicht ungläubig. "Kann ich öfter vorbeikommen? Scheint sich ja mehr zu lohnen als blank zuziehen." scherzte ich nur und musterte ihn nachdenklich. Was war mit ihm passiert, dass er so war? Er hatte ja Geld also war das sicher nicht das Problem.

Ich sah seinen verwirrten Blick und schlug kurz, in einem Moment purer Aggression, gegen die Wand neben meinem Bett. Man konnte dort schon einige Spuren erkennen. Ich schien das also öfter zu machen. Ich atmete einmal tief durch. Das ging wegen der Drogen zu seinem Glück mehr oder weniger gut. Ich hasste es einfach wenn man mir sehr offensichtlich zeigte, dass das was ich tat keinen Sinn ergab. Ich konnte dafür nichts. Ich war dauerhaft high. Bei seinen Worten, schwankte meine Stimmung sofort wieder, sodass ich ruhig begann zu grinsen. „Mh ob du überhaupt gehst ist wohl die bessere Frage“, erwiderte ich dann ernst genug, als das mir das vermutlich sogar mein Bruder abkaufen würde, wenn der nicht genau wüsste, dass man nicht mit mir zusammen in einem Zimmer schlafen konnte. „Also bleibst du zum Essen?“, hakte ich dann noch einmal ernster nach.

Ich zuckte erschrocken zusammen und kniff die Augen zusammen, in der Erwartung er würde mich auch gleich schlagen. Wäre auf jeden Fall nichts, was ich nicht auch schon erlebt hatte. Ich versuchte mein Herzklopfen wieder runter zu bekommen und öffnete vorsichtig die Augen wieder als er ganz normal weiter sprach. Ahahha.... War das ein Scherz? Es war doch einer oder? Ich war mir da um ehrlich zu sein nicht sicher,weshalb ich nur ein "Klar" murmelte und auf meine Finger sah. Ich war jetzt nicht verunsichert von ihm, aber ich konnte ihn nicht so gut einschätzen. Was mich viel mehr verunsicherte war, dass ich für etwas bezahlt wurde, was mir normalerweise niemand bezahlen würde, vorallem nicht in den Massen. Mir boten Leute höchstens Geld für... Andere Dienste welche ich in fast jedem Fall ablehnte. Das war mir das Geld einfach nicht wert. Dann wäre ich so billig wie meine Mutter wenn ich für ein paar hunderter meinen Arsch verkaufte.

Ich sah ihn etwas verwirrt an, als er da so angespannt saß. War er nicht bequem? Ich legte etwas den Kopf schief. Hatte ich ihn erschreckt? Ich zog etwas die Augenbrauen zusammen und tätschelte ihm einmal etwas holprig den Kopf. „Gut. Ich sag Andrew Bescheid, dass er Essen für dich mitbringen soll“, damit griff ich über ihn hinweg nach meinem Handy, welches ich neben ihn auf das Bett geworfen hatte. Ich tippte eine kurze Nachricht und machte es mir dann wieder etwas bequemer. Als hätte ich einen kurzen Moment, in dem die Medikamente nicht so hart kickten, sah ich ihn mit einem fast klaren Blick an. „Halt dich an meine Regeln und ich verletzte dich, zumindest solang ich auf meinen Medikamenten bin, nicht… oder ich Versuchs“, ich deutete an die völlig zerstörte Wand, die sowas wie mein Ventil zu sein schien. Danach kam dieser komische vernebelte Blick zurück und ich sah ihn nur leicht blinzelnd an. „Erzähl mir mehr von dir. Bis mein Bruder wiederkommt“, wies ich ihn dann ruhig an und schloss die Augen. „Und lüg nicht. Ich hör das.“