Ein großes Gebäude, ziemlich weit außerhalb der nächsten Stadt. Das Haus steht recht versteckt zwischen einigen riesigen Bäumen und in den Räumen ist es so gut wie immer dunkel. Das Haus beherbergt genügend Zimmer für eine Großfamilie, sowie mehrere Arbeitszimmer, eine große Bibliothek und Dachboden sowie Keller.

Ich bereitete innerhalb weniger Minuten Tee zu und kam, mit Tee in meinen Händen und meinen Stab zwischen die Zähne geklemmt, zu ihm in das Arbeitszimmer am Ende des Flures. Ich bewahrte den nunmal da hinten auf und ich hatte keine Hand mehr frei. Ich schob die Tür mit meinem Fuß auf, stellte den Tee auf einem kleinen Tisch, der sich optisch mit dem ganzen Rest meiner Einrichtung biss, ab um mich jetzt erst um meinen Stab und anschließend um meine Haare zu kümmern, die ich schnell in einen Zopf band. Jetzt griff ich nach meinem Skript und begann mir die Beschreibung zu meinem Charakter durch zu lesen. Mein Blick verfinsterte sich sofort ein wenig. Ich sollte den dominanten Part abgeben? An Goldi? Mh… allein der Gedanke wirkte irgendwie falsch. Er hatte doch niemals genug… biss für so eine Rolle. „Wir lernen uns also in der Uni kennen“, murmelte ich nach einiger Zeit der Stille und nahm mein Skript so in die Hand, dass ich mich frei bewegen konnte, gleichzeitig aber schnell umblättern konnte. „Bekommst du es hin mich zu… dominieren?“, Gott allein diese Frage zu stellen war unfassbar unangenehm. Ich war ein Mann der Taten, nicht der Worte. Aber das mussten wir geklärt haben, bevor es an das Üben ging.

Ich beobachtete skeptisch wie er den ganzen Kram ins zimmer balancierte, aber wenigstens sahen seine Haare jetzt ansehnlicher aus. Ich warf einen kurzen neugierigen Blick auf seinen Stab bevor ich die Augenbrauen hochzog. Sein scheiß ernst? Er hielt sich doch auch für den aller größten oder? "Tu nicht so als hätte ich keine Ahnung. Ich hab die Rolle schließlich nicht im Lotto gewonnen, bei dir wäre ich mir da nicht so sicher." brummte ich nur. Ich hatte absolut keine Lust ihm jetzt zu präsentieren dass ich ihn definitiv dominieren konnte, eigentlich wollte ich auch lieber nach Hause, wie sollte ich so bitte meinen Text lernen. Ich nahm mir einfach nur schweigend eine der Teetassen und steckte erst skeptisch meine Nase rein. Ich war persönlich eher der Kaffeemensch. Urgh wie sollte ich bitte mit ihm arbeiten, wir hatten quasi nichts gemeinsam.

Ich verkniff mir tatsächlich die Antwort die mir vorschwebte und griff erst nach meinem Tee. Ich nahm einen entspannten Schluck und zog hinter meinem Ohr, aus dem Berg meiner Haare, eine neue Zigarette heraus. „Wir können beide so viel Talent haben wie wir wollen..“, ich schob sie mir zwischen die Lippen und zündete die Zigarette an,“.. wenn wir nicht mal reden, geschweige denn uns gegenseitig etwas präsentieren können, wird dieser Film nichts. Du wärst sicher nicht meine erste Wahl, wenn ich mir einen Partner aussuchen könnte. Du wärst nicht mal unter den ersten zehn. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du die Rolle aus nem Grund bekommen hast und ich will dass dieser Film ein Erfolg wird.. verstehen wir uns?“, ich zog einmal entspannt an meiner Zigarette und nahm anschließend sofort einen Schluck Tee. Ich liebte es wenn sich absurde Geschmäcker mischten und dann noch eigenartiger schmeckten als vorher. Ich ließ mich auf die kleine Couch fallen und sah auf mein Skript. In der ersten Szene sprachen wir kaum miteinander. Ich blätterte also ein Stück weiter. Natürlich hatte ich seinen Tee mit ein wenig Alkohol präpariert. Er musste sich definitiv entspannen, wenn wir zu irgendwas kommen wollten.

Ich hörte seinem Monolog einfach nur ruhig zu, während ich weiterhin mein Skript umblätterte. Aufgeblasener wichtigtuer. Hätte mich das jetzt kränken sollen? Nah.... Ich nahm skeptisch einen Schluck Tee als er fertig war und sah dann kurz hoch. "Du hörst dich gern selbst reden oder?" fragte ich nur trocken und blinzelte nur etwas überrascht als wir uns quasi schon in der 5. Szene halb an die Wäsche gingen. War ja großartig.
Es war ja nicht so, dass ich nicht kooperieren konnte, ich verstand mich eigentlich immer blendend mit meinen Kollegen aber bei ihm machte einfach alles in mir instant dicht." Willst du irgendwas bestimmtes durchgehen, weil wenn nicht würde ich es bevorzugen nach Hause zu fahren." erklärte ich ihm ohne auf seine Wahnsinns Rede von gerade eben einzugehen.

„Trink noch ein bisschen Tee“, erwiderte ich nur kühl, während ich ebenfalls an der fünften Szene vorbeikam und kurz interessiert eine Augenbraue hob. Im Bad der Uni? War das nicht ein bisschen sehr Klischee? Mh solang die Kameraführung gut war, könnten wir da sicherlich einiges rausholen. „Ab der fünften Szene wird es erst wirkliches zusammenspielen. Davor reden wir mehr oder weniger aneinander vorbei“, murmelte ich, sofort extrem in meinem Element und nahm noch einen Schluck von meinem Tee. Offensichtlich war auch in meinem Tee ein wenig Alkohol untergemischt. Ich zog noch einmal an meiner Zigarette und sah dann amüsiert zu ihm auf. „Ein Bad hab ich auch“, ich war nicht interessiert an so einem Schnösel, der sich für nichts herausputzte und mit erhobener Schnauze durch die Gegend rannte, um sich wichtig fühlen zu können. Aber ihm zeigen, dass mir meine Arbeit ernst war, konnte ich ja trotzdem. Mein kurzes grinsen verschwand sehr schnell wieder. „Vielleicht wäre es aber gut zumindest den Dialog in Szene fünf einmal zusammen zu sprechen, da ist es wichtig, dass die Emotionen stimmen.“

Wie auch gerade eben ließ ich ihn labern aber wenigstens nahm ich diesmal ernst was er sagte, immerhin ging es um den Film. Ich nickte nur langsam und las meinen Text etwas genauer durch, während ich an dem Tee nippte. Mit der Erkenntnis, dass dieser immernoch scheiße schmeckte stellte ich die noch immer fast volle Tasse auf seinem Tisch ab und stand auf. "Fein, aber nur diese Szene, es ist schon spät." murmelte ich nur und entschied, dass er doch eine kleine Demonstration bekommen könnte um mal von seinem hohen Ross herunter zu kommen. Die Nase immernoch im Text zog ich ihn flink vom Sofa hoch und gegen eine Wand an welcher ich mich ganz Klischeehaft neben ihm abstützte und die Zettel sinken ließ. Es war als wäre ich jemand anderes von jetzt auf gleich und wie ausgewechselt sah ich ihm selbstsicher in die Augen. "Wohin so eilig?" begann ich meinen Text nur meine Mundwinkel zuckten kurz minimal hoch zu einem feinen frechen grinsen. Genau das war es, was der Junge im Skript ausstrahlen sollte, dominanz aber auch ein wenig provokant.

Ich hatte kein Zeitgefühl. Ich ging schlafen wenn ich müde wurde und mit meiner Ernährung und meinem Rhythmus war das meistens eher spät. In einem Moment las ich noch konzentriert in meinem Skript, nur damit ich im nächsten gegen die Wand meines eigenen Hauses gedrängt wurde und einen sehr kurzen Moment lang nur perplex in seine Augen starren konnte. Ich war eigentlich ein wenig größer als mein gegenüber, dieser plötzliche Wechsel überraschte mich aber, weshalb ich einen Herzschlag brauchte, um in meinen Charakter zu rutschen. Ich blieb also sofort etwas geduckt an der Wand stehen und sah überrascht zu ihm auf. Er war gut. Aber ich war besser. Innerlich grinste ich. Er war nicht der einzige der seine Rolle schnell annehmen konnte. Es schien fast als würde ich etwas zittern, während ich ihn nervös musterte. Noch schien ich garnicht realisiert zu haben, dass er etwas gesagt hatte. „I-Ich..“, ich fühlte mich in der Rolle des eingeschüchterten zwar nicht wohl, aber immerhin konnte ich sie präsentieren. „Ich muss zu meiner Vorlesung“, ich drehte meinen Kopf etwas zur Seite und nuschelte die Worte nervös in meine Schulter. Wie er auf seine Mimik achtete und sie entsprechend seiner Rolle einsetzen konnte, war allerdings schon anerkennungswürdig. Offensichtlich würde ich mein stummes Feedback für mich behalten. „Ich wollte dir wirklich n-nicht im Weg stehen… tut mir leid“, ich versuchte vorsichtig mich an ihm vorbei zu schieben. Die Story war mehr oder weniger an die Idee von „Liebe auf den ersten Blick“ angelehnt. Ich stellte also etwas mehr Körperkontakt her als nötig.

Man müsste wohl zugeben, dass der Junge Mann zwischen mir und der Wand wusste was er tat, natürlich er war gut in diesem Job, aber wir waren nicht umsonst so ziemlich gleich auf. Dieses Zittern seines Körpers ließ das ganze erschreckend realistisch wirken, aber das war nichts was ich nicht auch konnte. Man musste in unserer Branche einfach perfekt verschiedene Persönlichkeiten annehmen, das war nichts besonderes. Während er sprach warf ich einen kurzen Blick auf das Skript bevor ich wieder den intensiven blick Kontakt aufbaute. Es war das erste Mal dass ich ihn quasi wirklich direkt ansah. Als er sich versuchte an mir vorbei zuschieben, versperrte ich ihm mit meiner anderen Hand den Weg. Eine Hand löste sich von der Wand und mit einem strengen Blick legte ich zwei blasse lange Finger unter sein Kinn, um seinen Kopf wieder zu mir zu drehen. "Sprich deutlich, Hübscher. Niemand versteht dich wenn du so nuschelst." murmelte ich meinen Text, welchen ich minimal angepasst hatte, damit es nicht so cringe war. Wir waren uns mittlerweile relativ dicht, aber das war für die Szene ja auch gewollt. Meinen Widerwillen gegen den Körperkontakt ließ ich mir jedoch in keiner Sekunde anmerken. "Deine Vorlesung kann warten." fügte ich nur an, während meine Finger an seinem Kinn mit einer einzigen flüssigen Bewegung eine lockere Haarsträhne hinter sein Ohr schoben. Kurz hielt ich inne in dieser Position, bevor mein dominantes Schmunzeln verschwand und ich mich umdrehte und zurück zum Schreibtisch ging um das Skript weiter zulesen. Nach diesem Satz hätten wir uns nurnoch geküsst und rum gemacht. Reichte, wenn wir das schon am Set machen mussten. Ich musste ihn nicht in meiner Freizeit abknutschen. "Der Text ist an manchen Stellen gewöhnungsbedürftig, vielleicht lässt sich da noch was ändern." murmelte ich nur und wirkte als wäre gerade eben garnichts passiert. War es ja auch nicht, ich konnte meine Rollen von meinem eigenen Privatleben wunderbar trennen.

Der Text war tatsächlich ziemlich grausam in dieser Szene, weshalb ich es ihm einfach verzieh ihn ein wenig anzupassen, damit das nicht ganz so aufgesetzt wirkte. Sein zweiter Arm blockierte mir, genauso wie geplant, den Weg, sodass ich erschrocken zu ihm Aufsehen konnte. Ich zwang mich dazu bei seinen Worten leicht rot anzulaufen und verfolgte seine Bewegung aufmerksam, während er mir eine Strähne meiner Haare hinters Ohr schob. Normalerweise war ich absolut kein Fan davon, wenn jemand sowas mit mir machte, aber ich war grade jemand anderes, also schmiegte ich meinen Kopf ganz leicht an seine Hand, die mich so berührte. Eigentlich müsste ich noch irgendwas sagen bevor die eigentliche Szene losging, aber ich hatte kein Problem damit, dass er das ganze lieber hier schon unterbrach. Ich strich mir etwas die Haare zurecht und warf noch einen Blick auf das Skript. Augenblicklich überragte ich ihn wieder und wirkte so ernst und unberechenbar wie sonst auch. „Mhm… wer auch immer das verfasst hat, sollte sich nochmal an die Dialoge zwischen uns beiden setzen. Die zwischen den Nebencharakteren sind erstaunlich gut geworden“, erwiderte ich zustimmend und ließ mich wieder auf mein Sofa fallen, um nun meinen „Tee“ in einem zu auszutrinken. Dass mich seine Leistung vorhin kurz überrascht hatte, merkte ich offensichtlich nicht an. Ich zog mir bloß das Haargummi aus dem Zopf und ließ meine Haare wieder wild umherfliegen. „Du solltest deinen Tee austrinken“, merkte ich dabei noch an.

Zum ersten Mal verstand ich was Leute meinten, wenn sie mir sagten es sei gruselig wie schnell ich zwischen Präsenzen und Emotionen umschalten konnte. Ich war fast schon unangenehm verblüfft wie er bis vor einer Sekunde sogar noch errötet war und jetzt stand er da, selbstbewusst und seriös. Ich ließ mir nichts von meiner leichten Verwunderung anmerken und beobachtete ihn nur schweigend dabei, wie er seine Haare wieder öffnete..... Obdachlos... Definitiv. Skeptisch warf ich einen Blick auf den Tee bevor ich kopfschüttelnd meine Krawatte ein wenig mehr lockerte und mich vom Schreibtisch abstieß." Der Tee schmeckt scheußlich. Ich werde jetzt nach Hause fahren, wir werden uns den nächsten Monat oft genug sehen. "murmelte ich nur und zückte mein Telefon um mir ein Taxi zu rufen, wärend ich das Zimmer verließ.

Ich sah seinen leicht kritischen Blick, als ich meine Haare öffnete offensichtlich und hob nur knapp eine Augenbraue. Ich hatte heute eben nicht die Zeit gehabt meine Haare groß zu stylen. Außerdem interessierte es mich sowieso nicht, wie ich auf den Bildern der Paparazzi aussah. Solang ich immer mal wieder auf irgendwelchen Titelseiten landete, blieb ich interessant und das würde ich die nächsten Wochen oft genug. „Beleidige nicht meinen Tee. Aber gut, ich hab eh noch was zu erledigen“, ich wollte mir im Kiosk um die Ecke noch eine Zeitschrift kaufen, um zu sehen ob wir beide da heute schon drin vorkamen. Außerdem brauchte ich nach unserer kleinen Einlage hier frische Luft. In dem Moment klingelte es an der Tür. Ich hatte sehr gut abgeschätzt wie lang wir brauchen würden. „Mein Fahrer bringt dich nach Hause. Das Auto steht vor der Tür“, erklärte ich meinem Gast ruhig und griff nach meinem Mantel, den ich mir umwarf. „Dann sehen wir uns morgen.“

Tch sein Tee war definitiv ne Menge aber nicht lecker. Ich verdrehte nur die Augen und ärgerte mich ein wenig darüber, keine Jacke dabei zu haben. "Reichen deine tollen Einlagen auf der Gala nicht schon aus. Wie wirkt es bitte wenn mich dein Fahrer auch noch nach Hause bringt? Ich ruf mir ein Taxi." schnaubte ich nur kopfschüttelnd und tippte weiter auf meinem Handy herum. Ich wollte irgendwelche Liebschaftsgerüchte zwischen uns gern vermeiden. Sonst war es mir ja wirklich egal aber nicht mit ihm.

„Als wäre ich kein totales Arschloch, dass dich in ein Taxi setzt, nachdem ich dich abgeschleppt habe“, erwiderte ich nur ziemlich knapp auf seine kleine Beschwerde hin und zog ihm dann einfach sein Handy aus der Hand, um ihn damit anschließend zur Tür zu locken. Ich schlüpfte in meine Schuhe und öffnete die Haustür, wobei ich tatsächlich einen Moment lang auf ihn wartete. Ich wollte ihn nur nicht allein in meinem Haus lassen und der Fahrer war bereits zurück zum Auto gegangen, um dort auf Arian zu warten. Ich würde einfach zu Fuß zum Kiosk laufen. Das war nicht wirklich weit. Als er fertig war, schloss ich hinter uns die Tür ab und zeigte ihm, wo das Auto stand. „Bis morgen, Goldi. Sei pünktlich“, ich würde es nämlich höchstwahrscheinlich nicht sein. Damit drehte ich mich um und lief in die entgegengesetzte Richtung davon.

"Tch du hast mich nicht abgeschle-... Hey! Gib es zurück verdammt!" fuhr ich ihn an und ärgerte mich darüber meinen Stab zuhause liegen gelassen zu haben, sonst hätte ich ihn jetzt einfach verflucht. Genervt folgte ich ihm und zog mir die Schuhe an, der Kerl war wirklich noch unerträglicher als ich gedacht hatte. Schnaubend verließ ich das Haus, rupfte ihm mein Handy aus der Hand und stieg ohne noch ein weiteres Wort an ihn zu richten ein. Ich musste einfach nur die paar Wochen überleben, danach war ich ihn los. Ich nannte dem Fahrer von Sirius meine Adresse und ging dann zuhause duschen, um mich mit meinem Roman ins Bett zu werfen. Schöner konnte ich mir einen Abend quasi nicht vorstellen.