Nach so vielen Wochen zum ersten Mal wieder in seine Augen zu blicken verschlug mir beinahe den Atem. Ich hatte ihn zwar beobachtet, aber vermisst hatte ich ihn trotzdem sehr. Ich war so ein erbärmlicher Feigling manchmal. Mir fiel natürlich auf, dass er sich seine Zeit ließ und beobachtete ihn stumm dabei, wie er als aller letztes aus dem Gebäude trat. Er hatte mich gesehen. Natürlich hatte er mich gesehen. Ich fasste mir ein Herz und ließ mich lautlos von dem Baum gleiten, um auf einmal hinter ihm aufzutauchen. „Hey… war n gutes Training heute… also für die Verhältnisse von dem Typen..“, ich hatte schon mehrere Male vor dem Fenster des neuen Trainers gestanden und abgewogen, ob ich ihn einfach umbringen und seine Stelle wieder übernehmen sollte. Aber vermutlich war das hier grade erstmal wichtiger. Ein richtiges Gespräch mit Daiki. Er war mir so nah. Ich fuhr mir vorsichtig mit der Zunge über die Lippen und unterdrückte das Bedürfnis meine Hand nach ihm auszustrecken. Er roch anders. Etwas tierischer. Es passte sehr gut zu ihm.
Mein Ego wollte sich selbst nicht eingestehen, dass ich verunsichert war. Verunsichert über die Tatsache, dass er verschwunden war, nachdem ich ihn geküsst hatte, oder so. Er hatte doch reden wollen. Gut der blöde Unfall war dazwischen gekommen, aber das war doch keine Rechtfertigung abzuhauen. "Zu mir....du schuldest mir eine Erklärung. " Grummelte ich nur und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich ihn vermisst hatte. Ohne darauf zu achten ob er mir folgte, marschierte ich Richtung Wohnheim. Ich würde das hier mit ihm nicht in der Öffentlichkeit klären, vorallem nicht wenn er mich gleich zurück weisen würde.
Ich kaute etwas unwohl auf meiner Unterlippe herum, konnte ihm aber schlecht widersprechen. Und ob ich ihm eine Erklärung schuldete. Aber meine Erklärung war nun mal einfach nicht gut. Ich hätte wiederkommen können. Aber ich war einfach ängstlich gewesen. Ich fühlte mich noch immer unglaublich unsicher, aber der Gedanke endlich wieder in sein Zimmer gehen zu können. Seinen Geruch hatte ich noch viel mehr vermisst, als ich zuerst erwartet hätte. Ich ließ mich also stumm zum Wohnheim führen und drückte seine Zimmertür hinter uns ins Schloss. „Hör zu. Ich musste irgendwie… verarbeiten, dass du gestorben bist und- und außerdem hab ich deinen einzigen Wunsch missachtet. Es ist also irgendwie so schon verständlich, dass du wütend bist und ich hatte einfach Angst-..“, meine Worte überschlugen sich förmlich, weil ich mir nicht die Zeit ließ meine Gedanken zu sortieren und im Zweifel irgendetwas auszulassen. „Es tut mir leid! Bitte hass mich nicht.“
Ich hatte mich gerade hinsetzen wollen, als er die Tür schloss und begann wirres Zeug zu erzählen. Ich blinzelte mehrmals langsam und setzte mich dann zögerlich auf mein Bett. "Was erzählst du da? Niemand ist gestorben. Du bist nach dem dämlichen Unfall einfach verschwunden und hast das Team im Stich gelassen. Wenn dir nicht passt was passiert ist, sag es mir einfach anstatt einfach abzuhauen. " schnaubte ich verständnislos. "Oder hast du ein neues Pair gefunden? Wenn du wenigstens bescheid gesagt hättest. " Fügte ich grummelnd hinzu. Wie schnell er von mir weggekommen war. Irgendwie hatte ich ja gefallen an seiner Abhängigkeit von mir gefunden. Naja die Sache mit meiner Verwandlung müsste ich ihm wohl noch erzählen.
Ich blinzelte einige Male ganz langsam, weil seine Worte keinen Sinn ergaben. Aber auch nach mehreren Augenblicken wurden seine Worte nicht verständlicher. Konnte er sich etwa nicht daran erinnern gestorben zu sein? Ich stieß ein überfordertes Lachen aus und legte meine Hand auf meinem Kopf ab. Das konnte doch nicht wahr sein. Ein kleines bisschen Anspannung wich aus meinem viel zu unterernährten Körper. „Daiki. Der LKW der hinten auf unseren Bus gefahren ist hat dich umgebracht“, ich kam vorsichtig einige Schritte näher und streckte zaghaft eine Hand nach ihm aus, um seine Haare zu berühren. „Ich wollte nicht, dass du mich verantwortlich machst.. weil ich egoistisch war… aber dann bin ich nicht mal richtig weggelaufen. Ich kann einfach nichts zuende bringen“, flüsterte ich erstickt, während meine Finger zittrig durch seine dunklen Haare fuhren. „Ein neues Pair? Bullshit.“
Ich blinzelte nur und beobachtete zögerlich, wie er seine Hand ausstreckte. Der Moment, als er mir durch die Haare streichelte ließ mich fast etwas entspannen, trotz der Überforderung. "Ich bin gestorben? Aber....im Krankenhaus haben sie gesagt ich hatte Glück und nur eine Menge Prellungen. " murmelte ich verwirrt. "Außerdem...bin ich kein Vampir." Die Tatsache, dass er gegen meinen Willen gehandelt hatte ignorierte Ich erstmal. Er hatte kein neues Pair, er war abgehauen weil er dachte ich würde mich verwandeln und dann sauer werden. Naja irgendwie hatte ich mich ja schon verwandelt, aber definitiv in das falsche Tier. "Haben es die anderen nicht gesehen? Warum sollte denn nur ich Tod gewesen sein? Die anderen waren doch auch nur leicht verletzt?" Hinterfragte ich nur irritiert.
Das Zittern meiner Hand ließ ein kleines bisschen nach, als er keine Anstalten machte mich davon abzuhalten ihn zu berühren. Er hatte mich also vielleicht auch noch nicht vollständig abgeschrieben? Ich erinnerte mich eigentlich nicht all zu gern daran, wie ich ihn hinten im Bus hatte liegen sehen. Ich verkniff es mir mich kurz zu schütteln und ließ meine Hand sich weiterhin beruhigend bewegen. „Ich war schnell. Du warst vielleicht eine Minute tot. Aber deshalb konnte deine neue Regeneration eigentlich alles wieder zusammenflicken. Du saßt eben ganz allein hinten auf der Bank und hast alles kassiert“, erklärte ich ihm leise alles, ohne dabei zu groß auf die Details einzugehen. Sowas musste man auch über den eigenen Tod nicht wissen
Die Tatsache, dass ich mit nichtmal 18 Jahren gestorben wäre, beziehungsweise gestorben war. Wie ungerecht. Irgendwie konnte ich es ihm verzeihen, aber vermutlich auch nur, weil ich kein Vampir geworden war. "Und du bist einfach abgehauen? Wer hätte mir den Vampirscheiß beigebracht huh? Du kannst froh sein, dass ich ein simpleres Vieh geworden bin....warum auch immer. " Grummelte ich nur und lehnte meine Kopf dann seufzend mehr in seine Hand. Das musste ich erstmal alles verdauen. "Ich konnte nicht mal mehr mein Avocadotoast essen." Fügte ich beleidigt hinzu. "Und der neue Trainer ist scheiße. " Ich wusste auch schon ganz genau, wie ich das Trainerproblem lösen würde. "Du schuldest mir eine Menge. "
Ich konnte sehen, wie die Gedanken in seinem Kopf ein wenig umherzuschwirren schienen, allerdings wirkte er zumindest nicht wütend. Das war alles was ich brauchte, um gefühlt in mich zusammen zu sinken und jetzt auch meine zweite Hand in seinen Haaren zu vergraben. "Ich weiß nicht.. Du hast viel Zeit mit mir verbracht. Du hättest das bestimmt hinbekommen... Aber das wäre auch dumm gewesen. Ich wollte wirklich nicht einfach weglaufen", versuchte ich noch einmal mit etwas nachdruck zu murmeln und schmunzelte ein wenig über seine Worte, obwohl sich mir bei der Erinnerung an die Tüte der Magen umdrehte. "Ich kann gleich welche machen.. um mich immerhin wieder ein bisschen einzuschleimen"; schlug ich ruhig vor und nickte auf seine nächste aussage hin eifnach schnell. "Alles was du willst."
Nah, ich war gerade viel zu begeistert davon, dass keine meiner horrorvorstellungen richtig gewesen war. Ich hatte nichts falsch gemacht, weshalb er gegangen war. Ich grinste leicht und sah von meinem Bett auf. "Alles was ich will? Dann will ich, dass du mir was schönes kochst." Forderte ich. Ja die Toasts waren lecker, aber wenn er sich doch schon so toll anbot. Er schuldete mir das, also könnte ich seine kochskills direkt mal ausnutzen. Ich war jetzt doch recht froh, ein schwarzer Panther geworden zu sein, als so ein blutsaugender Abhängiger...nichts gegen Sugi, aber das hätte mir wirklich nicht gefallen.
Ich hob ruhig die Augenbrauen, als mein zu groß geratener Panther seine Bedingungen nannte. Ich sollte erstmal einfach nur für ihn kochen? Ich grinste zufrieden und nickte schnell. „Kommst du mit in die Küche? Dann können wir weiterreden. Ich hab ein paar Fragen zu… deiner neuen Gestalt. Du kommst mit ihr schon gut klar?“, ich wollte nicht weiter mit ihm über seinen Tod oder andere horrovorstellungrn reden.
Ich schnaubte leise und verwandelte mich, bevor ich ihm auf großen geräuschlosen Pfoten folgte. Mein Kopf war ungefähr auf höhe seiner Taille, weshalb ich ihn super dagegen drückte, während ich ihn einmal umrundete und den Schwanz kringelte. Was denn für Fragen? fragte ich nur. Ich wusste nicht wirklich, dass ich trotzdem mit ihm kommunizieren konnte. Naja es war eher so, als wüsste mein Körper, dass er mich hören konnte. Sugi allein konnte es hören, da ich quasi im Kopf mit ihm kommunizierte, seine Gedanken lesen konnte ich allerdings nicht.
Ich hob etwas überrascht den Blick, als er auf einmal so gegen meine Taille drückte. Gott ich liebte diese Form. Ich grinste leicht und wickelte seinen Schwanz sanft um meine Hand, ehe ich mit meiner anderen Hand vorsichtig über seinen Rücken fuhr. „Ouh… du kannst…“, ich deutete fragend auf meinen Kopf und legte ruhig den Kopf schief. Das war irgendwie ziemlich cool. Ich zeigte meine Zähne in einem amüsierten Grinsen und begann dann Töpfe aus seinem Regal zu sammeln. „Naja eben solche Sachen wie… wie lang kannst du in der Form bleiben?“
Ich kniff leicht die dunkelblauen Augen zusammen, als er meinen Schwanz um seine Hand wickelte. Der zog besser nicht drann, ansonsten würde er das bereuen. Ich ließ mich kurz mehr als zufrieden streicheln. Das war einfach nochmal mehr angenehmer in dieser Form und ich mochte das generell schon. Mit einem mühelosen Satz sprang ich auf eine freie Arbeitsfläche und legte mich bequem hin, sodass ich ihn beim Kochen beobachten konnte. Ich weiß nicht, bis jetzt bin ich nie an ein Limit gestoßen oder so. Ich schätze mal, ich kann das theoretisch ewig. gab ich zurück und gähnte kurz etwas.
Seinen Blick zu lesen war nicht sonderlich schwer. Diesem Jungen stand ohnehin immer alles ins Gesicht geschrieben. Aber wenn er so guckte. Ich fuhr mit meinem Daumen sanft seinen Schwanz entlang, gab diesen aber recht schnell wieder frei und beobachtete ihn dabei, wie er auf die Arbeitsplatte sprang. „Du nimmst so ganz schön viel Platz ein“, bemerkte ich leicht amüsiert, während ich begann einige Sachen in den Topf zu schmeißen. Ich hatte in den letzten paar Monaten ein wenig geübt. Mein Kochen wurde immer besser. „Kein Limit? Das ist ja großartig… wäre die Form jetzt etwas weniger… aufsehenerregend könnte ich dich glatt als Haustier halten.“
Nightmare Academie
Thema drucken
17.01.2023 22:21
Antworten
