Die schwarze Limousine in welcher ich gerade vor dem Theater vor fuhr, war zu meinem Glück mit getönten Scheiben ausgestattet sonst wäre ich unter dem Blitzlichtgewitter vermutlich bereits erblinder. Eigentlich sollte ich das ja mittlerweile gewohnt sein, jedoch war dies meiner Meinung nach der Nachteil meines Berufes. Die ganzen Galaabende, Interviews und roten Teppiche die ich besuchen durfte, waren absolut nicht mein Fall, aber man konnte eben nicht alles haben. Ich stieg aus dem Wagen und stand quasi direkt auf dem roten Teppich welcher in das große Theatergebäude führte. Heute war die Bekanntgabe der Dreharbeiten des neuen Films, in welchem ich eine der beiden Hauptrollen spielen würde. Weder wer die andere Rolle bekommen hatte, noch wie das Drehbuch aussah wusste ich. Das einzige was mir gesagt wurde war, dass es ein reiner Erfolg werden würde und dass ich sehr wahrscheinlich mit einem Kerl knutschen würde. Was auch immer. Ich gab mir größte Mühe die Augen nicht unter den ganzen Lichtern zusammen zu kneifen und sah mich kurz recht ausdruckslos wie immer um. Ich musste nicht lächeln, beliebt war ich ja sowieso schon. Mein Outfit war recht simple und bestand aus einem locker zu geknöpften weißem Hemd, die Ärmel hoch gekrempelt und einer einfachen schwarzen Skinnyjeans. Damit konnte man nie etwas falsch machen. Es war schick aber zeitgleich nicht zu verkrampft. Ich wartete kurz auf meine Security bevor ich die Zusage bekam, jetzt fragen der Reporter beantworten zu dürfen. Wozu das gut war, wenn ich selbst keine Details kannte wusste ich nicht, aber es würden sicher die üblichen Fragen über meinen Beziehungsstatus aufkommen.

Mein Auto fuhr direkt hinter einer übertrieben teuer wirkenden Limousine bei dem großen Gebäude vor und hielt genau vor dem roten Teppich, auf welchem sich langsam einige bekannte Gesichter sammelten. Mein Wagen war nicht billig. Absolut nicht. Elektro Wägen waren ziemlich teuer heutzutage. Aber an eine Limousine kam das wohl preismäßig nicht ran. Ich brauchte sowas aber nicht. Mir wurde die Tür geöffnet und ohne einem der Security Guards, die auf mich zu kamen, auch nur einen Blick zu schenken, stieg ich aus dem Wagen auf den Teppich, der leicht unter meinen schwarzen, fast vornehmen Schuhen nachgab. Das geblitze der Kameras und das Geschrei der Menge schien noch ein wenig zu zu nehmen. Obwohl ich nicht mal wirklich in Anzug aufgetaucht war, wurden mir Komplimente für mein Outfit hinterher geworfen. Vor mir stand irgendein blonder Fratz, welchen ich auf den ersten Blick nicht erkannte und der mir sehr direkt den Weg in das Gebäude versperrte. Urgh. Nachher würden doch noch genug Fotos gemacht werden. Ich posierte selten gern vor Veranstaltungen. Da waren alle immer noch so aufgekratzt, um auf dem Zeitplan zu bleiben.

Ein wenig genervt von dem kurz noch lauter werdenden Geschrei warf ich der Reporterin ein entschuldigendes Lächeln zu, welche darauf hin innerhalb von Sekunden errötete. Ich wartete kurz, damit ich die Antwort nicht brüllen musste und beantwortete ihr ihre Frage dann ruhig, bevor ich mich verabschiedete und den Obdachlos wirkenden Heini, nicht mal eines richtigen Blickes würdigte. Schweigend betrat ich das edel wirkende Gebäude, während ich mir mein Köpfchen darüber zerbrach woher ich diese Gestalt kannte, die dringend mal einen Friseur aufsuchen sollte. Wichtig kann er ja nicht wirklich sein, so wie der aussieht. Im Gebäude war zum Glück kein lautes Geschrei mehr zu hören und auch nurnoch vereinzelte Kameras, was mich sehr erleichterte, dies ließ ich mir jedoch nicht anmerken.

Ich schob meine Hände in die Taschen meines viel zu großen Blazers und seufzte etwas, als der Golden-Retriever sich vor mir auch endlich mal dazu entschied sich zu bewegen. Ich spielte eine der Hauptrollen des neuen Filmes, der heute angekündigt werden sollte. Die hatten das alles ziemlich geheim und vor vorgehaltener Hand geplant, also hatte ich noch keine Ahnung mit wem ich die nächsten Wochen zusammenarbeiten würde. Mit den meisten Kollegen konnte ich die Zeit während des Drehs sogar ganz gut viben. Es gab auch Ausnahmen, aber ich hoffte einfach darauf, dass ich denjenigen kannte und schonmal erfolgreich mit demjenigen zusammengearbeitet hatte. Ich richtete meine - nicht wirklich ordentlich sitzende - Krawatte kurz, schenkte einer der Kameras noch ein Lächeln und folgte dem Blonden dann in das Gebäude. Auf der Gala passierte noch einiges anderes, aber der Kerl wirkte wie ein ziemlich eingebildeter Kollege. Mh er kam mir irgendwoher bekannt vor. Vermutlich hatte ich ihn mal irgendwo in einer Nebenrolle gesehen. Ich würde mir auch dieses Mal wieder den Preis für die beste männliche Hauptrolle Krallen und dann für ein paar Wochen verschwinden. Das liebten meine Fans irgendwie. Ich zweifelte nicht daran, dass ich das Talent dazu hatte den Preis zu gewinnen. Ich war sehr gut in meinem Job. Der Blonde war vermutlich eine der Nebenrollen oder so. Der müsste dann ein ganzes Stück weiter vor mir abbiegen, um sich zu den anderen Nebendarstellern zu setzen, die erst zum Schluss auf die Bühne gerufen würden. Natürlich gab es im Eingang noch einige Reporter. Ich ging den meisten aus dem Weg, wurde aber in ein kurzes Gespräch verwickelt. Ich wurde gefragt, ob ich schon aufgeregt sei und ob ich irgendwelche Informationen über den Film geben könnte. Ich spielte das einstudierte Lachen ab und antwortete ruhig, dass ich das nicht konnte, weil ich ebenfalls unwissend war. Dann entschuldigte ich mich und lief bis zur ersten Reihe vor, wo ich mich mit geschlossenen Augen auf meinen Platz fallen ließ. Vorne ganz in der Mitte. Wo ein Hauptdarsteller hingehörte.

Ich verschwand ganz unauffällig nochmal aufs Klo um mich mental darauf einzustellen gleich unter vielen Menschen zu sitzen. Hoffentlich war die zweite Rolle einer von den Angenehmen Menschen und nicht so einer wie dieser Sirius Typ, mit dem ich immer um den Preis der besten männlichen Rolle konkurierte. Seufzend warf ich einen Blick in den Spiegel und beäugte mein stark blasses Gesicht mit den weißen Haarsträhnen, welche mir teilweise in die Augen hingen. Ich war gut, ich sah gut aus und alle mochten mich, was sollte schon schief gehen. Mir selbst Zuspruch gebend verließ ich das Bad und steuerte auf meinen Platz vorn in der Mitte zu. Da saß schon jemand, vermutlich mein Partner.... Warum saß da dieser Obdachlose? Das war doch ein schlechter Scherz oder? Ich zog minimal die Stirn in Falten und kam mit ein paar großen Schritten an meinem Platz an, auf den ich mich verhältnismäßig ruhig fallen ließ und meine Hände zwischen meinen Beinen faltete. Die ganzen Ringe die ich trug und die Ketten um meinen Hals waren quasi mein Markenzeichen und genau mit diesen Ringen baute ich immer den Stress ab, den ich unter vielen Menschen verspürte, so wie auch jetzt. Es ging mir nicht um Menschen an sich, sondern die Masse. Ohne meinen Nebenmann anzusehen, sah ich nach vorn und wartete darauf, dass die Nette Dame auf der Bühne die Namen der Schauspieler nenn würde.

Ich hatte lässig ein Bein über das andere geschlagen. Der Film würde gut werden. Das hatte der Brief, den ich erhalten hatte, sehr klar gemacht. Es war jedes Jahr das selbe. Dieser eine andere ziemlich bekannte Schauspieler… Adrian? Allen? Irgendwas mit „A“- und ich standen immer an der Spitze um den Titel. Meistens räumte ich ab, manchmal er. Wirklich zu Gesicht bekommen, hatte ich meinen Kontrahenten aber noch nie. Ich öffnete erst die Augen, als ich hörte wie sich jemand neben mich setzte. Ich hielt diesem jemand sofort meine Hand hin. Wir würden in einigen Wochen eine Kussszene auf die Leinwand bringen, immerhin ein mehr oder weniger flüssiger Start sollte da schon drin sein. Noch bevor ich denjenigen begrüßen konnte, fiel mir auf wer sich hier neben mich gesetzt hatte, sodass ich meine tätowierte Hand recht schnell wieder zurückzog. „Hör mal, Goldi“, ich hatte ihn gedanklich jetzt einfach so getauft,“die Nebendarsteller sitzen in den hinteren Reihen. Mach dich nicht so wichtig.“

Ich sah weiterhin auf meine Hände, als der Kerl mich doch tatsächlich ansprach. Wären nicht so viele Kameras auf uns gerichtet hätte ich bei dem Kommentar das Gesicht verzogen. Klar, tu so als würdest du mich nicht kennen, ehrlich wie Groß war das Ego von diesem Kerl. Meine Lippen verzogen sich zu einem sarkastischen Lächeln, bevor ich mein Gesicht zu dem Horst vom Dienst drehte. "Lustig, genau das gleiche hatte ich auch überlegt zu sagen." antwortete ich dem dunkelhaarigen und hielt ihm gespielt freundlich die mit ringen bestückte Hand hin. Schauspielerisches Talent war für die Öffentlichkeit praktisch aber gerade war es gewollt fake. Wie ich den Schnösel leiden konnte." Freut mich, Arian..." stellte ich mich gezwungen freundlich vor und wartete geduldig darauf dass er meine Hand schüttelte. Genau in dem Moment viel mir ein, dass das ne Lovestory werden sollte, innerlich hatte ich mich also gerade im Dreieck übergeben, äußerlich zuckte nur meine Augenbraue kurz minimal.

Dieses aufgesetzte Lächeln. Urgh. Woher kannte ich das? Nur ein kleines bisschen echter? Bei seiner Vorstellung fiel mir sehr schnell ein woher ich das kannte. Arian. Da war ja mein Name mit „A“. Der Fakt, dass er sich nicht von der Stelle bewegte, bedeutete wohl, dass er tatsächlich die zweite Hauptrolle kassiert hatte. Ich musste nicht mal Schauspielern um seine Hand anzunehmen und einmal leicht zu drücken. Meine etwas dunklere, stark tätowierte Hand war ja n heftiger Kontrast zu seinen… bleichen, makellosen Händchen. „Sirius“, erwiderte ich knapp. Es war mir offiziell egal, was er von mir hielt. Das war nichts Neues. Vor allem nicht für mich. Aber damit dem Kerl könnte ich niemals in Ruhe zusammenarbeiten, wenn ich auch nur eins seiner Worte ernst nahm.

Ich sah kurz auf seine tätowierte Hand und dachte mir meinen Teil dazu nur, bevor ich meine Hand schnell aus seiner zog. Für meinen Geschmack nahm er Hände drücken viel zu ernst, er hatte meine ja fast zerquetscht, außerdem kratzten seine Hände als wäre er Tischler oder irgendwas derartiges. Ohne ein weiteres Wort lehnte ich mich wieder zurück in meinen Stuhl und sah hoch zur Bühne. Vermutlich kam ich aus dieser Sache jetzt nicht mehr ohne einen Skandal raus. Mit einer flüssigen Bewegung erhob ich mich, als erst Sirius Name fiel und dann meiner, um mich auf den Weg auf die Bühne zu machen. Dass er dabei als erster genannt wurde kratzte an meinem Ego, jedoch tat ich so als wäre es mir nicht aufgefallen.

Ich merkte wie schnell er sich meiner Berührung wieder entzog. Ich hatte kein Problem damit Fremde für die Kamera anzufassen oder zu küssen oder so. Aber bei ihm würde das ein bisschen Überwindung kosten. Als mein Name genannt wurde, stand ich ganz gelassen auf und richtete meine Krawatte noch einmal. Mein Name war zuerst gefallen. Das konnte man nicht auf das Alphabet schieben und ich wünschte mir stark, dass das an seinem goldpolierten Ego kratzte. Ich folge ihm auf die Bühne, wo allerdings keiner von uns beiden gebeten wurde eine Ansprache zu halten. Wir wussten schließlich beide nichts über den Film und mir war das nur recht so. Ich konnte sowas selten gut aus dem Stegreif. „Und hiermit kündigen wir endlich offiziell den Start unseres neusten Meisterwerkes an! Eine Liebesgeschichte, die jeden Zuschauer packen und mit sich reißen wird. Ich bitte um einen Applaus für unsere Hauptdarsteller!“, damit deutete der Produzent auf uns beide und sofort wallten die ganzen lauten Geräusche von draußen wieder auf und es wurden unzählige Fotos von uns beiden gemacht. Ich lächelte einfach trainiert in jede zweite Kamera und warf dem Goldenretriever immer mal prüfende Blicke zu.

Ich setzte nur ein zaghaftes Lächeln auf, als die Tante fertig mit ihrer Rede war neigte minimal den Kopf als angedeutete Verbeugung als das Publikum applaudierte. Ich konnte mir jetzt vorstellen, dass viele ausflippten. Es war nicht an mir vorbeigegangen, dass viele Fans der Meinung waren, mein neuer Partner und ich müssten unbedingt zusammen einen Film drehen und dass das wohl das Ultimative Ereignis wäre. Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen mit ihm zusammen zu arbeiten aber da ließ sich wohl nichts machen. Recht schnell verließ ich die Bühne wieder und setzte mich, bis das ganze vorbei war und ich von meinem Manager quasi auf die Aftershow Party geschleift wurde. Ich wollte nach Hause. Warum konnte mir denn niemand das scheiß Drehbuch geben, damit ich gehen konnte?

„Na, Goldi? Kein Mann der Bühne?“, raunte ich ihm entspannt zu, während wir eben diese gemeinsam verließen. Ich hörte die Spekulationen schon bis zu meinem Platz, als ich mich auf diesen sinken ließ. Ich war sehr öffentlich, sehr geoutet. Dass wir beide nun eine Liebesgeschichte schauspielern sollten, warf natürlich fragen nach einer Beziehung auf. Er trug viele Ringe, aber die schienen alle Accessoires zu sein. Zumindest wirkte keiner von ihnen seriös genug, um als Ehering durchzugehen. Gut so alt wirkte er auch noch nicht. Aber manche Leute meinen alters kamen eben schon auf komische Gedanken. Der Liebe hatte ich als Schauspieler längst abgeschworen. Das war alles so aufgesetzt wie die Rollen, die ich in meinen Filmen spielte. Auch ich erschien auf der Afterparty… aber eher für den Alkohol als die Gesellschaft. Ich saß irgendwo entspannt, am Rande des Raumes, mit einem Glas Rum in der Hand und ließ mich in uninteressante Gespräche verwickeln.

"Spar dir deine Kommentare." antwortete ich ihm nur knapp, mit solchen Aktionen machte er die Sache nur schlimmer. Gerüchte über Affären kamen schon auf, wenn er mir nur einen Zentimeter zu nah kam und das brauchte ich nun wirklich nicht. Meine Sexualität war vermutlich ein heiß begehrtes Thema in der Öffentlichkeit, da ich nie offiziell ein Statement dazu abgeben hatte und Interviews fragen der Art immer nur belächelt hatte, weshalb es dazu einige Spekulationen gab. Ich wusste es ja selbst nicht so genau und ich war auch fine damit mich nicht festzulegen. Schubladen waren einfach nichts für mich.
Ohne mein Glas Alkohol welches ich regelmäßig auffüllte würde ich diese Party vermutlich auch nicht überstehen. Ich führte ein paar gezwungene Gespräche, auch ein paar angenehme mit dem restlichen Cast, einige davon kannte ich nämlich und schätzte sie auch sehr. Irgendwann kam dann aber doch mein Manager und meinte er und der Manager von Sirius wollten mit uns beiden kurz das organisatorische klären, weshalb ich ihm wenig begeistert zu der Person folgte, um welche ich bereist die ganze Zeit erfolgreich einen Bogen gemacht hatte.

Ich war Arian nicht prinzipiell aus dem Weg gegangen, da ich mich aber auch nicht auf ihn zubewegt hatte, hielten wir bis jetzt eigentlich einen recht angenehmen Abstand. Mh der wurde ja fast noch mehr von Leiten bedrängt, die ihm Fragen stellen wollten, als ich. Hielt der sich für besonders mysteriös? Mh. Ich zog eine Zigarette aus meiner Hosentasche hervor und zündete mir diese, mit einer knappen Bewegung meiner Finger an, ehe ich einmal kräftig daran zog. Als ich die Augen wieder öffnete, saß mir auch schon der Goldi gegenüber. Mein Manager hinter meinem Rücken, seiner hinter seinem, begannen und zufrieden einander vorzustellen. Ich wunk bloß knapp ab und murmelte leise, dass wir soweit bereits waren. „Ich brauch Infos zu dem Film, wenn ich mich vorbereiten soll“, sprach ich zwar die beiden Manager an, ließ meinen Kollegen aber nicht aus den Augen.

Ich zog nur eine Augenbraue hoch und stützte die Arme leicht auf den kleinen Tisch um mich etwas vorzulehnen. Rauchen ist hier drinn verboten." brummte ich nur und schenkte ihm erneut mein sarkastisches Lächeln bevor dieses innerhalb von Sekunden verschwand und ich mich zurück lehnte." Das Drehbuch wäre wirklich schön. "murmelte ich nur zustimmend, wobei ich ungern mit ihm einer Meinung war. Der saß hier als würde er irgendwelche Privilegien haben. Musste der sich so aufführen?