Ich stieß ein mäßig zufriedenes Geräusch, wegen seiner Worte aus und verpasste ihm einen sanften Schlag an den Hinterkopf. Ich unterschätzte meine Kraft gegenüber Menschen manchmal, aber er schien weniger zerbrechlich zu sein, als seine sterblichen Lakaien… dabei war er ja nur der zweite Anführer seiner Truppe. Eigentlich ein wenig Zeitverschwendung… aber er interessierte mich schließlich auch auf anderen Ebenen. „Also. Eine Geschichte für eine Seele?“, schlug ich entspannt vor. Ich hatte unzählige Dinge in diesem Haus, über die ich mit ihm reden könnte.

Ich konnte die kleinen Zahnrädchen in seinem Kopf förmlich arbeiten hören, weshalb ich ihn in aller Ruhe nachdenken ließ und auf seine Idee hin zustimmend nickte. „Meine Mutter. Von meinem Vater ein Bild zu malen… wäre schwierig“, abgesehen von meiner Mutter hatte niemand meinen Vater je gesehen. Bis ich alt genug gewesen war, um das Murmeln selbst zu unterbinden, hatte meine Mutter sich sicherlich einiges anhören müssen, da es vor einigen Hundert Jahren nicht Gang und gebe gewesen war, nicht erklären zu können, wo der Vater des Kindes war.

Ich saugte etwas nachdenklich an einem meiner Eckzähne und nickte schließlich einfach. Das klang mehr oder weniger fair. Informationen für einen Wunsch. Wenn er ähnlich lang lebte wie ich, wäre sein Drang danach neues zu lernen, vermutlich auch ähnlich groß wie meiner. „Mh meinetwegen“, ich deutete auf das Bild direkt vor uns. „Das ist eine reiche Kaufmannstochter, die hier in der Umgebung vor… einigen Hundert Jahren gelebt hat. Sie war die Liebe vom Gott der Jagd und des Blutes“, fing ich entspannt an.

Ich verdrehte nur leicht die Augen und stieß ihn etwas mit der Schulter an. „Ich wollte dir nicht erklären was ein Gemälde ist, sondern was auf den Gemälden zu sehen ist“, erläuterte ich meine Worte für ihn noch einmal ganz langsam und präzise, damit es da nicht zu Unverständlichkeiten kam. „Ich halte dich nicht für dumm. Aber vielleicht ulkst du dich ja weiterbilden.“

Ich zeigte belustigt die Zähne und schüttelte knapp den Kopf. „Mh sicher könntest du das. Was auch immer. Zu meinem Glück bist du ja faul“, brummte ich leise und tauchte dann einfach hinter ihm auf, um über seine Schulter hinweg eine Gemälde meiner Mutter anzusehen. „Ich kann dir die Gemälde als Gegenleistung erklären, wenn sie dich interessieren.“

Ich verzog nur spöttisch das Gesicht. „Ich weiß nicht was für Hoffnungen du hegst, aber du kannst dieses Haus nicht einfach verlassen“, lachte ich leise und schüttelte entspannt den Kopf. „Mein ganzes Personal ist darauf getrimmt dich hier drinnen zu behalten. Du kannst nicht einfach verschwinden“, ich verschränkte entspannt meine Arme hinter meinem Kopf und gähnte kurz. „Jetzt zeig endlich.“

Ich ignorierte seine Reaktion einfach und antwortete eine ganze Weile lang nichts, während ich meine Klamotten wieder richtete. Dem Jungen fehlte es an Respekt und Disziplin. Ich würde ihm da ein wenig zu Hand gehen. „Ich nehme dich als Leistung dafür nicht Stück für Stück aus einander, wie ich das eigentlich vorhatte. Du dachtest du nicht echt, dass ich dich einfach gehen lassen würde?“, schnaubte ich herablassend und rückte meine Maske zurecht.

Ich zeigte nur amüsiert grinsend die Zähne und ließ entspannt von dem Kleineren ab. Dieser schien wirklich ziemlich genervt von meiner „Art“. „Ich glaube nicht, dass es mehrere Wesen wie mich gibt“, antwortete ich ehrlich und behielt mein gehässiges Grinsen bei. „Aber nein. Ich kann sie leider nur hören, die Götter sein mir gnädig.“

Ich ließ mich entspannt von den Rothaarigen gegen die Wand befördern und versenkte eine Hand in eben diesen roten Haaren. „Tu‘s doch. Ich hab keine Angst vor schmerzen“, säuselte ich rau, wobei ich ihn provokant etwas dichter zu mir heranpresste. Ich schüttelte etwas den Kopf und stieß ihn doch lieber wieder von mir. „Also willst du mir jetzt die Seelen zeigen?“

Ich hob belustigt den Kopf, als der Rothaarige sich vom Tisch erhob und versuchte sich zu entfernen. Bevor er sich aus meiner Reichweite bewegte, hatte ich ihn beim Handgelenk gepackt und zurück zu mir gezogen. „Was denn? Du glaubst doch nicht, dass du hier einfach so herausspazieren kannst oder?“, grinste ich leicht amüsiert und hielt sein Handgelenk unnachgiebig gepackt.

Ich ließ mir Zeit damit, mein Besteck ordentlich auf meinem Teller zu platzieren. „Du verführst sie, um sie dann umzubringen. Das verbessert den Ausgang nur bedingt“, grinste ich leicht amüsiert und zeigte dabei meine spitze Eckzähne, ehe ich etwas mit den Schultern zickte. „Meine Seele kannst du nicht haben. Zumindest nicht jetzt“, schob ich dann leicht amüsiert hinterher. „Die brauche ich tatsächlich noch.“

„Also tötest du Lebewesen nur?“, seinen Einwurf, dass das reinrheoretisch als Selbstmord gewertet werden konnte, überging ich vollkommen. Das Töten an sich kümmerte mich schließlich auch garnicht. Ich wollte ihm nur zeigen, dass seine Aussagen keinen Sinn ergaben. Warum Lebewesdn töten aber nicht Essen? Ich machte auch keinen Unterschied, zwischen Menschen und Tieren. Warum auch? Ich schüttelte schließlich nur leicht den Kopf und grinste etwas amüsiert. „Ich kann dir gern einige meiner Seelen geben. Davon hab ich genug.“

Ich zuckte etwas mit den Schultern. „Du nimmst Lebewesen ihre Seelen. Sterben die dabei nicht auch auf eine Art?“, ich ließ die gestalten danach ja immerhin Seelenlos weiter ihrer Wege ziehen. Seine Argumentation ergab dann schon recht wenig Sinn. Wie auch immer. „Ich will mehr von deiner Art sehen, wie du mit Seelen umgehst.“

Ich lehnte mich entspannt ein wenig zurück, als erst Rin und anschließend mir unser Essen vor die Nasen gestellt wurde und ich seine Reaktion einen Augenblick lang beobachtete, ehe ich die Maske etwas zur Seite schob und begann meine Spiegeleier vom Teller zu essen. „Und? Gefällt dir unser Menü heute besser als gestern? Ich hab mir Mühe gegeben“, grinste ich unter meiner Maske.

Ich grinste leicht belustigt, als er mich zwar anknurrte, sich aber tatsächlich nicht einmal wehrte, sondern stattdessen halb freiwillig den Raum betrat, sodass ich ihm folgen konnte. Ich sorgte dafür, dass er sich auf seinen Platz sinken ließ, ehe ich dieses Mal direkt neben ihm Platz nahm. „Also. Für dich gibt es heute morgen Pancakes, die zur Sicherheit ohne Eier gebacken wurden“, erklärte ich ruhig, während ich meine Maske aufsetzte und im nächsten Augenblick zwei Köche den Saal betraten.

Ich zog langsam die Augenbrauen zusammen. „Du gehst nicht. Ich glaube das hast du jetzt schon falsch verstanden“, ich lachte kurz auf und schüttelte den Kopf, ehe ich meinen Arm von seiner Schulter um seine Hüfte bewegte und ihn damit unsanft in Richtung Esszimmer schob. „Jetzt setz dich. Ich hab für vegetarisches Frühstück gesorgt.“

Ich verschränkte etwas die Arme vor der Brust, als ich meine zerstörte Vordertür sah. „Eis? Ehrlich? Du kannst… eisbändigen?“, ich schnaubte leise und kam jetzt auf ihn zu, um ruhig einen Arm um seine Schultern zu legen. „Lass uns doch immerhin essen bevor du deinen ersten Fluchtversuch startest“, verlangte ich grinsend.

Ich spürte sein Zucken immer mal und wurde davon tatsächlich eine ganze Weile lang wachgehalten, während ich versuchte herauszufinden, ob er schlecht träumte oder das bloß normal für ihn war. Die Türen waren offensichtlich für die Nacht verschlossen, als Rin am nächsten Morgen die Treppe herunter wandelte. Als halbgott brauchte ich sehr viel weniger Schlaf als ein gewöhnlicher Mensch, sodass ich auch sehr schnell von seinen Bewegungen geweckt wurde. „Rin?“, ich gähnte etwas genervt und erhob mich von dem Bett, um ihm die Treppe herunter zu folgen.

Ich konnte aus dem Badezimmer kaum bis keine Geräusche hören, weshalb ich mich noch so lang wach hielt, bis ich hörte, wie die Tür aufgeschoben wurde. Dann war seine Art sich zu waschen wohl etwas stiller, als das was ich von Menschen gewohnt war. Na meinetwegen. Ich hielt ordentlich Platz zwischen unseren beiden Körpern und verschränkte meine Arme gähnend hinter meinem Kopf, während ich die Augen schloss.

Ich ließ Rin einige Minuten aus den Augen, damit er sich waschen könnte, während ich den Bediensteten Anweisungen gab und sie für den nächsten Tag vorbereitete. Ich war mir immer noch ziemlich sicher, dass Rin keine Chance auslassen würde abzuhauen und das musste ich schließlich irgendwie vorbeugen. Ich tauchte also erst einige Minuten später in dem Schlafzimmer auf und begann in aller Ruhe mein Hemd zu öffnen, weil er grade schließlich immer noch im Bad zu sein schien.