Ich fühlte mich beinahe etwas ertappt. Natürlich war das nur eine Theorie. Das hatte er schließlich auch noch nie in meiner Gegenwart angesprochen oder erwähnt. Ich spannte leicht den Kiefer an. „Willst du mir nicht sagen, was es denn eigentlich war?“, schließlich musste ich mein Wissen um ihn, immer erweitern. Er gehörte schließlich nur mir. Dann sollte ich auch alles über ihn wissen können.

Ich grinste nur leicht, weil er zwar missbilligend klang, allerdings nicht versuchte mir weis zu machen, meine These sei falsch. Ich hatte also noch immer recht. Und er fühlte sich noch immer von der Farbe meiner Augen angezogen. „Dein größter Traum? Unabhängig sein. Alles was du machst zielt im Endeffekt nur darauf ab“, oder sprach er von einer anderen Art Traum? Einer Familie oder so?

Ich schlug entspannt ein Bein über das andere und sah dann etwas fasziniert auf Soobin herab. Dachte er wirklich, dass mich so eine leichte Frage aus dem Konzept bringen würde? „Grün, natürlich. Jade-Grün zieht dich praktisch an“, daran erinnerte ich mich natürlich aus unserer Kindheit. Er hatte damals genau meine Augenfarbe beschrieben. das machte mich noch immer irgendwie glücklich.

Ich lachte nur leise. Hatte er wirklich Hoffnung so viele Gedanken vor mir geheimhalten zu können? „Ich muss es dir zwar nicht beweisen… aber stell meinetwegen Fragen, wenn du wissen willst, wie viel ich über dich weiß. Ich kann ja mal versuchen sowas zu beantworten“, schlug ich leicht grinsend vor und drehte ihm meinen Kopf wieder zu.

Ich zuckte nur leicht mit den Schultern, als er das noch einmal unterstreichen musste. „Ich kenn dich genauso gut, wie du dich selbst. Also ja, ich weiß. Aber der Kerl weiß wie man das ordentlich macht“, murmelte ich, während ich meinen Blick am Straßenrand entlandgleiten ließ.

Ich führte Soobin bestimmt wieder aus dem Gebäude und öffnete unten angekommen den Kofferraum des wartenden Wagens, um sein ganzes Zeug in diesen zu verstauen und ihm anschließend auch die Auto Tür aufzuhalten. „Das wird sehr viel weniger anstrengend, als du dir das grade vorstellst“, versicherte ich ihm leicht belustigt bei seinem genervten Blick und ließ mich auf meinen Platz fallen.

Ich verstand diesen Jungen scheinbar wirklich auf manchen Ebenen einfach nicht. Er wirkte ja beinahe glücklich damit, nur so wenig Zeug zu besitzen. Ich legte ihm leicht amüsiert eine Hand auf den Kopf und nickte dann einfach kurz. „Das können wir von zuhause aus machen. Darüber würde ich mir jetzt keine Gedanken machen“, verschob ich den Rest seiner Sachen auf die Rückkehr und bot ihm ruhig meinen Arm an, damit er sich in diesen einhaken konnte. „Dann können wir jetzt den zweiten wichtigen Punkt der To-do-Liste abhaken gehen“, ich sprach offensichtlich vom Schneider.

Seine Erklärung ergab natürlich Sinn. Aber irgendwie hatte ich eben trotzdem damit gerechnet, dass der Sohn meines… naja man konnte ihn schon irgendwie als meinen Feind betiteln, in so einer Bude gehaust und so wenig Dinge besessen haben sollte. „Wenn du meinst… du kannst dich ja immer um entschieden“, ab jetzt hatte ich nämlich definitiv nicht mehr vor, ihn jemals wieder hierher zurückkehren zu lassen.

Ich versuchte nicht mal Soobin dazwischen zu funken, während er seine Sachen zusammenpackte. Allerdings hatte ich mit etwas… mehr gerechnet. Ich zog fragend die Augenbrauen in die Höhe und verschränkte die Arme leicht vor der Brust. „Das soll reichen?“

Ich folge Soobin stumm die Treppe herauf und ließ ihm dann einfach seine Zeit, sein wichtigstes Zeug auszusuchen, bevor ich einige Jungs hier heraufschicken würde, die das für uns sortieren und einpacken würden. Den Laptop, der mir in die Hand gedrückt wurde, nahm ich mit einem kurzen nicken entgegen und klemmte ihn mir anschließend einfach unter den Arm. Diese Wohnung war wirklich armselig… zumindest für jemanden wie Soobin.

Ich ließ mich von seinen Worten nicht besonders aus der Bahn werfen, sondern nickte das stattdessen einfach ab. „Hatte ich ehrlich gesagt nicht vor. Mach dir da keine Gedanken“, brummte ich nur leicht belustigt und hob den Kopf, als wir schließlich vor dem Gebäude hielten, in dem ich wusste, dass sich Soobins alte Wohnung hier befand.

Ich wollte ihm gern direkt laut widersprechen, schüttelte stattdessen aber einfach den Kopf und lehnte mich ein wenig zurück in den Sitz der Limousine. „Ist nur ein Geschäftsessen. Da wird nichts Neues entschieden, also dachte ich, da kann ich dich doch entspannt mit hinnehmen“, allein zuhause ließ ich ihn ohnehin äußerst ungern. Er könnte schließlich ausbrechen.

Ich grinste leicht amüsiert und stützte mein Kinn entspannt auf meiner Hand ab, um Soobin jetzt von der Seite zu Mustern. „Mir gefällst du auch besser so. Wir haben am Wochenende aber ne Veranstaltung, zu der du dich eh schick anziehen musst“, ich schrieb ihm nie vor, wie er sich anzuziehen hatte. Selbst beim arbeiten konnte er tragen, was ihm gefiel. Aber bei solchen Veranstaltungen, gehörte es sich eben einfach sich ordentlich anzuziehen. „Du wirst es einmal überleben.“

Ich zog die Tür hinter mir zu und lehnte mich dann zufrieden in das bequeme Polster, um belustigt auf Soobin herabsehen zu können. „Schnösel Mh? Alle meine Anzüge sind nach Maß geschneidert“, gab ich ihm leicht amüsiert grinsend zu bedenken und schüttelte bestimmt den Kopf. „Du bekommst Sachen, die auf dich geschnitten sind. Keine Diskussion.“

Ich war immer wieder etwas überrascht davon, wie brav Soobin sich mittlerweile benahm. Am Anfang noch, hätte er mittlerweile schon drei mal versucht davon zu rennen, bevor ich ihn auch nur in Richtung des Autos hätte bewegen können. Jetzt machte ich mir stattdessen sogar die Mühe für ihn die Tür offen zu halten und mich erst nach ihm auf das bequeme Polster sinken zu lassen. „Wir gehen, sobald du deine Sachen ausgesucht hast, deine Maße bei einem Schneider nehmen lassen, der fertigt dir dann ein paar Outfits für feierliche Anlässe“, entschied ich ruhig und schnallte mich an.

Ich wollte Soobin grade bedeuten, dass seine Klamottenwahl jetzt ohnehin keine Rolle mehr spielte, da war er allerdings auch schon wieder verschwunden. Ich tippte mal, um sich präsentabler zu machen. Das Hemd war tatsächlich schon sehr viel besser. „Mir gefällst du in entspannten Klamotten eigentlich lieber“, brummte ich bloß leicht amüsiert, beließ es aber dabei und öffnete für ihn die Haustür.

Ich sah Soobins Entgeisterung natürlich und hätte beinahe laut aufgelacht, riss mich aber doch noch weit genug zusammen, sodass ich bloß zu schmunzeln begann. Von ihm so angesehen zu werden, hatte natürlich etwas sehr anziehendes. „Nein. Ich wollte nur sicher sein, falls wir danach noch Sachen für dich einkaufen gehen oder so.. du bräuchtest eigentlich auch mal was maßgeschneidertes. So kann ich mit dir ja nirgendwo auftauchen.“

In der selben Zeit wie Soobin, war ich von meinem bequemen Outfit in einen kompletten schwarz, weißen Dreiteiler gewechselt und zog grade meine Krawatte zurecht, als mein Mitbewohner mir endlich wieder einen Besuch abstattete. „Der Wagen wartet schon unten, wann immer du fertig bist“, murmelte ich, während ich meinen Blick vom Spiegel löste, um ihn jetzt kurz zu Mustern. Er plante wohl nicht danach noch all zu lang draußen zu bleiben.

Sein Lachen warf mich kurz förmlich aus der Bahn, sodass ich ihn einige Herzschläge lang nur anstarren und diesen Ausdruck auf seinem Gesicht genießen konnte. Das war ja noch schöner, als wenn er vor Panik zu weinen begann. Ich streckte langsam eine Hand nach ihm aus, als er sich auch schon entschuldigte, um sich umziehen zu gehen. „Mh… mach das ich mach mich auch… fertig.“

Für mich änderte sich mit diesem Versprechen ohnehin kaum etwas. Ich rauchte verhältnismäßig wenig und wenn dann normalerweise nur außerhalb der Wohnung. Gestern war ich allerdings garnicht dazu gekommen und wegen des Stresses mit der Badewanne, hatte es mir grade einfach in den Fingern gejuckt. Ich folgte seinem perplexen Blick auf den Tisch und zuckte leicht mit den Schultern. „Sieht ja keiner.“